Bewegende Erinnerungsarbeit zum NSU-Komplex 

Im Rahmen des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage fand am 15. Dezember 2025 in unserer voll besetzten Aula eine besondere Veranstaltung zur Erinnerungsarbeit im Kontext des NSU-Komplexes statt. Zu Gast war Gamze Kubaşık, Tochter von Mehmet Kubaşık, der 2006 in Dortmund vom rechtsterroristischen NSU ermordet wurde.

In ihrem rund 90-minütigen Vortrag/ Schulgespräch berichtete Frau Kubaşık sehr persönlich über die Tat, deren Folgen für ihre Familie sowie über die jahrelange Aufarbeitung der NSU-Verbrechen. Trotz ihrer langjährigen Tätigkeit in der Erinnerungsarbeit war sie sichtbar emotional. Immer wieder wurde deutlich, dass die Auseinandersetzung mit dem Mord an ihrem Vater auch nach fast zwei Jahrzehnten nichts von ihrer Schwere verloren hat. Begleitet wurde sie auf der Bühne von Ali Şirin, der gezielt Fragen stellte und so einen dialogischen Zugang zu den komplexen Themen ermöglichte.

Ein besonders bewegender Moment war eine kurze Lesung aus dem Buch Unser Schmerz ist unsere Kraft, das Gamze Kubaşık gemeinsam mit Semiya Şimşek verfasst hat. Auch Şimşek verlor ihren Vater durch den NSU. Kubaşık schilderte darin, wie sie sich selbst heute als einen anderen Menschen wahrnimmt – weniger unbeschwert – und wie ihr Leben ohne das Verbrechen womöglich leichter, fröhlicher und freier verlaufen wäre. Die Passage machte eindrücklich deutlich, welche langfristigen und tiefgreifenden Folgen rechtsterroristische Gewalt für die Angehörigen der Opfer hat.

Inhaltlich ging es darüber hinaus um institutionellen Rassismus, die Opfer-Täter-Umkehr in den Ermittlungen sowie um strukturelle Versäumnisse staatlicher Stellen. Dabei wurde ausdrücklich betont, dass es nicht um eine pauschale Kritik an Polizei oder Bundeswehr ging, sondern um eine notwendige kritische Auseinandersetzung mit strukturellen Problemen.

Unsere Schülerschaft verfolgte den Vortrag aufmerksam und sichtlich bewegt – viele hatten zuvor kaum Berührungspunkte mit dem NSU-Komplex. Besonders eindrücklich waren die persönlichen Fragen der Schülerinnen und Schüler, etwa nach dem weiteren Schicksal der Familie.

Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig persönliche Erinnerungsarbeit für politische Bildung und demokratische Sensibilisierung ist und unterstreicht unseren Anspruch, sich aktiv mit Rassismus und gesellschaftlicher Verantwortung auseinanderzusetzen.