„Medizinische Experimente in Auschwitz“ – Berufsschüler*innen der Kaufmännischen Schulen besuchen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
In dem Bildungsgangprojekt „Medizin im 3. Reich“ besuchten die Medizinischen Fachangestellten der Kaufmännischen Schulen mit den Lehrern Martin Middendorf und Reinhold Berg das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz in der heute 40.000 Einwohner zählenden Stadt im Süden Polens. Vor dem 2. Weltkrieg lebten in Auschwitz ca. 7000 Juden, heute niemand mehr. Davon erfuhren die Teilnehmer*innen nach einer mehr als 14 stündigen nächtlichen Anreise am Morgen bei der Führung im dem jüdischen Zentrum in Auschwitz. Ebenso wie die Menschen hier in der Zeit vor der deutschen Besatzung lebten.
Am Nachmittag fand dann die erste Studienführung im Stammlager Auschwitz I statt, die am nächsten Tag durch eine weitere Studienführung in Auschwitz Birkenau Auskunft über das hier Geschehene, den industriellen Massenmord an mindestens 1,1 Millionen Menschen, gab.
Ebenso stand die Auseinandersetzung mit den verbrecherischen pseudomedizinischen Experimenten, die in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern stattfanden, im Mittelpunkt dieser Exkursion. Insbesondere Experimente an Frauen und Kindern wurden an diesem Vormittag von der Referentin Halina Jastrzebska vorgestellt. In diesem Zusammenhang erfuhren die Teilnehmer*innen über die die „Ärzte“ u.a. Mengele, Clauberg und ihre menschenverachtenden Versuche im Zusammenhang mit Massensterilisationen, Hungerkrankheiten, Leberschwund, Brandwundenversuche und vieles mehr. So verklebte Clauberg die Eileiter der Frauen durch Einspritzungen in die Gebärmutter für immer. Gleichzeitig erfuhren die Medizinischen Fachangestellten wie eine Reihe von Medizinern um die effektivste und schnellste Methode zur Sterilisation wetteiferte. Dabei war für die Mediziner das Leben der Inhaftierten ohne Bedeutung. Auch über die menschenverachtenden Experimente an Kindern, insbesondere Zwillingen, wurde in einem Workshop berichtet.
Mit Unterstützung des Maximilian Kolbe Werkes, Freiburg, konnte ein Zeitzeugengespräch mit einer Auschwitz-Überlebenden in Krakau stattfinden. Frau Lidia Skibicka-Maksymowicz, geboren 1938, wurde in Auschwitz ihrer Mutter entrissen und schildert der Gruppe, welchen Grausamkeiten sie ausgeliefert war. Zwei Jahre nach der Befreiung wurde sie 1947 von einer polnischen Familie adoptiert. Erst 1962 bekam sie die Nachricht, dass ihre leibliche Mutter in Russland lebt. Bis zum Tod der Mutter hat sie diese regelmäßig besucht, entschied sich aber in Polen zu bleiben. Ihre Geschichte versteht die Zeitzeugin „als Warnung, was Menschen anderen Menschen antun können, selbst kleinen Kindern“.
Mit vielen sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Eindrücken fuhren die Medizinischen Fachangestellten wieder zurück nach Deutschland.