Kirchenasyl

Abschiebung, Dublin-Abkommen, Kirchenasyl, … das sind immer wieder Stichworte, die im Religions-, Praktische Philosophie- und Politikunterricht fallen. Trotz der Brisanz der Thematik und obwohl auch Schüler*innen an der Schule sind, die von Abschiebung betroffen sind, bleiben diese Fragen oft abstrakt.

Am Donnerstag letzter Woche zeigte Benedikt Kern [Institut für Theologie und Politik/Münster und Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche (BAG)] Filmszenen über Abschiebungen. Er erzählte von Geflüchteten, die um Kirchenasyl gebeten haben, und berichtete über Kirchengemeinden, die sich entschieden haben, Geflüchtete in den Räumen der Kirche unterzubringen und sie zu begleiten. Betroffene wenden sich an die BAG berichtet er. „Manchmal schaffen wir es auch nicht, rechtzeitig eine Gemeinde zu finden, die Kirchenasyl anbietet.“ In den meisten Fällen werden Geflüchtete nach dem Dublin-Abkommen abgeschoben. Nach dieser Verordnung müssen Geflüchtete in dem EU-Land Asyl beantragen, das sie als erstes betreten haben. Tun sie das nicht und bitten dann z.B. in Deutschland um Asyl, wird ihr Antrag meist abgelehnt. Die Geflüchteten werden dann in das Land abgeschoben, in dem sie ankamen. In Deutschland sind 533 Gemeinden und Ordensgemeinschaften beider Konfessionen engagiert im Bereich Kirchenasyl.

Benedikt Kern macht deutlich, dass Gemeinden zunächst grundsätzlich über Kirchenasyl diskutieren und entscheiden. Sie wenden sich zunächst an die BAG, erklären ihre Bereitschaft und dann können Betroffene dort Unterstützung bekommen.

Es gibt kein Recht auf Kirchenasyl. Aber es wird in den meisten Fällen staatlich geduldet, da man weiß, dass die Proteste der Öffentlichkeit so massiv sein werden, wenn aus Kirchengemeinden abgeschoben wird, dass man das vermeiden möchte. Darauf reagieren viele Schüler*innen sehr engagiert und diskutierten über die Unverletzlichkeit der Menschenwürde.

Die Schüler*innen hören sehr aufmerksam zu und man wüsste gern, was in ihren Köpfen vorgeht. Ein Schüler bittet um weiteres Informationsmaterial, um in seiner Gemeinde informieren zu können und über eine Möglichkeit von Kirchenasyl zu diskutieren. Auch an unserer Schule werden Geflüchtete unterrichtet.